In einer meiner Facebook-Gruppe kam die Frage auf, ob es nicht ein Buch zu PhotoLab 3 gibt. Der deutschsprachige Markt ist nicht sehr groß für solche Bücher. Die Software ist kein Marktführer, auch wenn sie ziemlich ist. Da sind nun mal andere Produkte deutlich bekannter. Außerdem unterstützt PhotoLab keine RAW-Dateien der Fuji-Kameras. Und zum Schluss kommt es noch, dass es regelmäßig neue Versionen der Software gibt, also müsste es auch regelmäßig neue Auflagen der Bücher geben. Fazit: es ist nicht wirtschaftlich, ein Buch zu dieser Software zu schreiben.
Ein guter Ort für Tutorial ist z.B. meine Webseite. Und das heutige Thema ist „Workflow in PhotoLab 3“. Eigentlich ist der grobe Workflow recht unabhängig vom Werkzeug. Da aber jedes Werkzeug etwas anders ist, werde ich etwas genauer und beziehe mich auf die Besonderheiten von PhotoLab 3. Detailliertes Vorgehen zu jedem Werkzeug sowie seine Besonderheiten wird es in anderen Beiträgen gesondert geben.
Mein Workflow ist nur ein Beispiel und gilt insbesondere für RAW-Dateien. Und hier sind meine Schritte in PhotoLab 3:
Preset auswählen
Man kann, muss aber nicht, ein Preset auswählen. PL3 bringt einige nette Presets vom Haus aus. Hin und wieder finden sich welche, die man käuflich erwerben kann. Die Anzahl der Presets ist jedoch relativ überschaubar, wenn man es mit der verfügbaren Auswahl für Lightroom, ON1 oder Capture ONE vergleicht.
Die Presets kann man für jedes Bild einzeln oder für eine ganze Serie direkt zuweisen. Die Wirkung ist sofort sichtbar und auch in der Vorschau zu erkennen.
Eine Besonderheit gibt es: einige der Presets setzen Objektivkorrekturen und Zuschneide-Funktion zurück. Deswegen ist es schon allein aus diesem Grund gut, Presets als Erstes anzuwenden. Der weitere Grund ist, dass man erst nach der Anwendung eines Presets abschätzen kann, was an Korrekturen/Anpassungen notwendig bzw. gewünscht ist.
Hat ein Presets keine eingeschaltete Objektivkorrektur, dann kann man diese einschalten und das Presets als Kopie speichern.
Übergabe an FilmPack (optional)
Auch dieser Schritt ist optional und ist nützlich, wenn es nur um eine Filmsimulation geht. Zuerst gab es FilmPack und dann NIK-Collection von DxO aufgekauft. Wer das große Paket nicht benötigt und trotzdem Filmsimulationen benötigt, ist bei FilmPack gut beraten. Das Modul integriert sich perfekt in PhotoLab, sodass keine Übergabe über TIFF-Dateien notwendig ist. Hier steht eine recht große Auswahl an verschiedenen Filmen und ICC-/ICM-Profilen zur Auswahl. Zu beachten ist, dass ein ausgewählter Film/ICC-Profil die Wirkung eines angewendeten Presets verändert. Sie können auch eigenen ICC-/ICM-Profile importieren.
Um eine noch bessere Kontrolle über die Effekte des FilmPack zu haben, lohnt es sich, das Modul separat zu starten.
Globale Anpassungen
Jetzt geht die eigentliche Arbeit los. Zuerst widmen wir uns den globalen Anpassungen, also Anpassungen, die sich auf das ganze Bild auswirken. Dazu zählen z.B.: Belichtung, Lichten/Schatten anpassen, Weißabgleich, Perspektivkorrektur, Objektivkorrekturen, Begradigen, Zuschneiden, Rauschen entfernen, Details hervorheben (ClearView). An dieser Stelle kommt nur eine kurze Vorstellung der Werkzeuge und Möglichkeiten. Details dazu gibt es in anderen Beiträgen auf meiner Webseite.
Weiterhin gibt es noch Kontrast, Sättigung und einige andere, die ich persönlich jedoch selten verwende. In den meistens Fälle kann ich diese Funktionen viel genauer über ein Preset, über lokale Anpassungen oder mit NIK-Collection ersetzen.
- Belichtung und Lichter/Schatten anpassen: Damit kann man die Helligkeit des Fotos sowie einzelne Helligkeitsbereiche anpassen. Eine Anpassung von Lichtern/Schatten wirkt sich auf alle Lichter/Schatten im Bild. Eine feinere Steuerung ist mit lokalen Anpassungen möglich.
- Weißabgleich: Eine Besonderheit in der digitalen Fotografie. Grob gesagt, passen wir damit die Farbstimmung an bzw. reduzieren die Farbstiche. Wie die meisten Werkzeuge bietet PhotoLab Voreinstellungen, wie Tageslicht, Schattig, usw. darüber hinaus gibt es eine Farbpipette, um eine neutrale Farbe zu wählen und den Weißabgleich danach zu richten. Ob hier ein Anpassung notwendig ist, hängt immer davon ab, wie und was man fotografiert hat.
- Perspektivkorrektur: Besonders beim Einsatz eines Weitwinkels gibt es stürzende Linien. Oder der Standpunkt war nicht ganz ideal. Hier kann die Perspektivkorrektur helfen. Dafür benötigt man das Modul „View Point“ (muss separat installiert werden). Dabei gibt es vier Möglichkeiten für Korrekturen: Automatisch, vertikal, horizontal und Trapezkorrektur. Meine Erfahrung zeigt, dass die Automatikkorrektur es oft etwas „zu gut“ meint und man die Stärke der Korrektur zurück nehmen sollte.
- Objektivkorrekturen: Manchmal reicht die automatische Objektivkorrektur nicht aus oder PhotoLab3 kennt die Kombination aus Kamera und Objektiv noch nicht. In diesen Fällen muss man manuell eingreifen und die Verzeichnungen korrigieren.
- Begradigen: Wer nicht das perfekte Auge hat, dem helfen auch nicht die Hilfslinien in der Kamera und so muss ein Bild oft begradigt (ein wenig gedreht werden). Dazu hat PhotoLab 3 ein gutes Werkzeug. Ein gerade Meer ist einfach ein Muss. Oft kommt es vor, dass nach der Perspektivkorrektur das Bild noch zusätzlich begradigt werden muss.
- Zuschneiden: Nach Perspektivkorrekturen ist zuschneiden auf sichtbare Bereiche ein Muss. Außerdem schneiden wir ein Bild zu, nachdem wir es begradigt bzw. gedreht haben und um ein Motiv prominenter darzustellen. Beim Zuschneiden gibt es verschiedene Bildproportionen zur Auswahl.
- Rauschen entfernen: Dass Bilder verrauscht sein können, ist eine bekannte Tatsache in der digitalen Fotografie. PhotoLab 3 bietet in der Version Elite einen sehr guten Entrauscher für schwierige Fälle und hohe ISO-Werte. In den meisten Fällen erkennt das Programm automatisch, wann es den Prime-Entrauscher einsetzen soll. Hier und da ist eine manuelle Anpassung der Werte jedoch notwendig. Hilfreich ist dabei das Vorschaufenster, welches die Auswirkungen des Rauschens anzeigt.
- Details hervorheben / Klarheit verstärken: In PhotoLab heißt diese Funktion „ClearView“ und ist mit absoluter Vorsicht zu genießen. Das extrem mächtige Werkzeug macht Details klarer, entfernt Dunst und sorgt für knackig scharfe Bilder. Aber… zu viel angewendet sehen die Bilder nicht nur unnatürlich aus. Sie bekommen auch noch Halos und Farbsäume, was dem Bild schadet. In meiner Praxis habe ich bis jetzt nie mehr als 40% des maximalen Wertes verwendet. Und 40% waren schon ein Extremfall. In der Praxis verwende ich die Werte zwischen 5 und 20% (wenn überhaupt).
Flecken entfernen
Es kommt immer wieder vor, dass man auf seinen Fotos Sensor- und/oder Objektivflecken hat. Diese sind natürlich zu entfernen, da sie das Bild stören. Zu einem gibt es dazu das „Pflaster“-Werkzeug. Zum anderen kann man manche Flecken nur mit Klonen reparieren.
Mit den Details zum Finden von Flecken, die auf den ersten Blick vielleicht nicht zu sehen sind, beschäftigen wir uns in einem anderen Beitrag.
Lokale Anpassungen
Lokale Anpassungen dienen dazu da, nur bestimmte Bereiche eines Bildes zu beeinflussen. Hier ist die U‑Point-Technologie (Kontrollpunkte) eine große Hilfe. Hier können die Korrekturen aus den Gruppen Belichtung, Farbe, Details auf einen ausgewählten (oder auch mehrere) Bereich/e angewendet werden. Diese Korrekturen können sehr fein gesteuert werden.
Eine weitere Anpassungsmöglichkeit ist das neue HSL-Modul. Bis auf Portraits (vor allem Hauttöne) ist es ein mächtiges Werkzeug, um einzelne Farben zu verändern und anzupassen. Vor allem bei Landschafts- und Naturfotografen ist dieses Werkzeug besonders beliebt.
Übergabe an NIK-Collection (optional)
Aus PhotoLab kann man Bilder direkt in der NIK-Collection bearbeiten/anpassen. Dir Übergabe erfolgt als TIFF-Datei, die dann auch so zurückgegeben wird. Anzumerken sei jedoch, dass NIK-Collection separat erworben werden muss. Sie bietet jedoch sehr viele kreative Möglichkeiten, Filmsimulationen und einigen fortgeschrittene Funktionen an. Die Anwendung von NIK-Collection ist optional, je nachdem, wie das Bild bearbeitet werden soll. Wer auf der Suche nach sehr fein konfigurierbaren Filmsimulationen und Farbeffekten ist, der wird hier fündig.
Vignette und weitere spezielle Effekte (optional)
Fast zum Schluss kommen die Spezialeffekte wie Vignette oder Teiltonung. Wenn alles soweit passt, kann man die letzten kreativen Arbeiten erledigen, die das Bild noch hochwertiger machen.
Bild schärfen
Das ist der letzte Arbeitsschritt vor dem Export eines Bildes. Hier haben Sie zwei Möglichkeiten: entweder über das Modul „Unscharf Maskieren“ oder über das Modul „RAW Output Sharpener Pro 3 output“ aus der NIK-Collection. Vorsichtig dosiertes Schärfen steigert die Qualität und Attraktivität eines Bildes, da die meisten RAW-Bilder etwas flau und weich sind. Man sollte jedoch mit dem Schärfen nicht übertreiben, da schnell bunte Artefakte zu sehen sind, die als Bildfehler zu betrachten sind.
Schärfe ist ein komplexes Thema und ein recht subjektives Empfinden des Betrachters. Oft ist es hilfreich, eine dritte Person nach der Wirkung des Bildes zu fragen.
Bild exportieren
Geschafft… Das Bild ist fertig und kann exportiert werden. In der Elite-Version von PhotoLab habe ich mir verschiedene Profile für den Export der Bilder eingerichtet. So habe ich mit einem Arbeitsschritt ein Bild für einen Großformatdruck sowie für die Publikationen im Web. Die Export-Profile lassen sich sehr schnell und einfach erstellen und sind eine große Hilfe bei der täglichen Arbeit.
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